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Beschreibung des Vorhabens und Darstellung der Notwendigkeit der Förderung

Der Wolmirstedter Bahnhof fristete in den letzten Jahren ein sehr trostloses Dasein. Die ehemaligen Räumlichkeiten der Wartehalle, des Fahrkartenverkaufs und die Mitropa stehen seit vielen Jahren leer. Es gibt keine erkennbaren Instandhaltungs- oder Sanierungsmaßnahmen am Gebäude. Das Bahnhofsgebäude ist bis auf eine Verkaufsstelle der DB Vertrieb GmbH verwaist und macht einen unordentlichen Eindruck. Im Obergeschoß befinden sich drei Wohnungen, die bewohnt sind. Die Kellerräume, der Dachboden und viele Nebenräume sind vermüllt und mit Unrat zugestellt.

Täglich nutzen allerdings bis zu 1500 Ein- und Umsteiger den Bahnhof, der damit eine große Bedeutung für die Stadt und die Umgebung hat.

Das Interesse des Bodelschwingh-Hauses den Bahnhof in Wolmirstedt zu erwerben, hat verschiedene Gründe:

  • Eine Vielzahl unserer Mitarbeiter, Beschäftigten der Werkstätten und Bewohner unserer Liegenschaften, Schüler unserer Schule, Senioren unserer Tagespflege und des Pflegedienstes nutzen täglich den Bahnhof. Eine Verbesserung der Vorortsituation ist dringend erforderlich.
  • Durch das Betreiben des Bahnhofes durch das Bodelschwingh-Haus selbst bzw. durch andere Anbieter, schaffen wir Arbeitsplätze insbesondere im Dienstleistungssektor. Unser Augenmerk liegt dabei auf der Schaffung von Arbeitsplätzen für benachteiligte Menschen. Wir verfolgen keine wirtschaftlichen Interessen mit dem Betrieb des Bahnhofsgebäudes, da wir als gemeinnützige Einrichtung nicht gewinnorientiert arbeiten. Ebenso wenig darf der Betrieb des Bahnhofes allerdings zu Defiziten führen.
  • Die Wohnungen im Gebäude könnten bei Leerstand zukünftig auch für Menschen mit Behinderungen (ohne körperlichen Einschränkungen) zur Verfügung stehen. Insbesondere kleinere Wohngemeinschaften in einem zentralen Gebäude in der Stadt eignen sich um Inklusion voranzubringen.

Die zukünftige Nutzung des Gebäudes soll aber in erster Linie dem Personennahverkehr und den Bürgern der Stadt Wolmirstedt dienen.

Obergeschoss
Hier gibt es bereits drei Wohnungen, die bestehen bleiben sollen. Langfristig sollen die Wohnungen zumindest teilweise von Menschen mit Behinderungen bewohnt werden, um Inklusion praxisnah umzusetzen. Die UN-Behindertenrechtskonvention fordert, dass Menschen mit Behinderung unter anderem ihren Aufenthaltsort frei wählen und entscheiden können, wo, wie und mit wem sie leben. Die Wohnungen im Bahnhof können somit Teil des Wohnkonzeptes des Bodelschwingh-Hauses werden und gemeindenahes Wohnen außerhalb der Einrichtung ermöglichen. Zurzeit sind jedoch alle drei Wohnungen vermietet.

Erdgeschoss
Wir wollen nicht nur das regionale Wohnangebot erweitern, sondern Assistenzangebote und behindertengerechte Beschäftigungsmöglichkeiten in Wolmirstedt schaffen. Deshalb wird der Bahnhof zu einem zentralen Dienstleistungszentrum und zu einem Ort für die Öffentlichkeit umgebaut. Die Dienstleistungsangebote erfolgen unter dem Gesichtspunkt des Nutzens für die Menschen, die sich im Bahnhof aufhalten. Das Erdgeschoss gliedert sich in vier Bereiche:

  1. Da nicht alle Bereiche des Bahnhofes für Angebote durch das Bodelschwingh-Haus genutzt werden können, ist die Vermietung eines Bereiches mit rd. 125qm geplant. Dieser befindet sich in der alten Gaststätte und hat einen eigenen Zugang, Toiletten, Teeküche und einen Abstellraum. Hierdurch entsteht eine geschlossene Einheit, die sich vielfältig nutzen lässt. Anfragen haben wir zurzeit für folgende Nutzungsmöglichkeiten: Hebammenpraxis, Orthopädieschuhmacher. Über den Bürgermeister der Stadt Wolmirstedt, wurde die Überlegung eingebracht, die Einheit durch die Volkssolidarität nutzen zu lassen. Konkrete Gespräche müssen nun folgen. Bevorzugt wird eine Vermietung der Räume an Personen oder Vereine, die weitestgehend in der öffentlichen Daseinsfürsorge tätig sind.
  2. Zentraler Anlaufpunkt wird der rd. 195qm große öffentliche Servicebereich sein. Im Servicebereich befinden sich hinter einem eigenem Tresen der Fahrkartenverkauf, und die Reiseinformation. Der Fahrkartenverkauf soll zunächst weiterhin in den Händen der DB-Vertrieb liegen, da dies für Menschen mit geistigen oder psychischen Behinderungen eine zu komplexe Aufgabe darstellt. Im Servicebereich befindet sich ein Wartebereich für Reisende, die aber auch dort Angebote des Cafés über einen Tresen nutzen können. Hierrüber kann auch der Verkauf von Zeitschriften, Büchern und sonstigem Reisebedarf erfolgen. Die Küche und zwei Lagerräume dienen zur Herstellung von modernen Snacks, Sandwich, Bagel, Kaffee und Co. Die Produkte werden insbesondere auch auf der Basis „to go“ angeboten und erweitern das Angebot des klassischen Cafés im anschließenden Bereich des Bahnhofes. Die öffentlichen Toiletten sind sowohl von der Wartehalle, als auch vom Bahnsteig aus zugänglich.
  3. An den öffentlichen Bereich schließt sich ein Café an. Dieser Bereich ist rd. 110qm groß und bietet den Reisenden und Gästen die Möglichkeit entspannt auf die Weiterfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu warten und/oder für ihr leibliches Wohl zu sorgen. Das Café soll als Arbeitsbereich des Bodelschwingh-Hauses von Menschen mit Beeinträchtigungen betrieben werden. Es entstehen Arbeitsplätze für behinderte und nicht behinderte Menschen. Für das Personal gibt es eigene Sozialräume, sowie eine Personaltoilette angrenzend zum Café.
  4. Nutzer der Bahn erreichen den Bahnhof oft mit dem Fahrrad. Entweder wird das Fahrrad im Zug mitgenommen, oder aber am Bahnhof abgestellt. Das Fahrrad gehört aber für viele Reisende dazu und ist notwendig, um die Weiterfahrt in einem anderen Ort oder in Wolmirstedt zu ermöglichen. Sichere Abstellmöglichkeiten gibt es bisher nicht, deshalb sollen in Richtung Durchgang zum Bahnsteig Fahrradabstellmöglichkeiten (geschlossener Bereich) geschaffen werden. Für die Bahnreisenden mit Fahrrad bieten wir zusätzlich auf einer Fläche (mit Eingangsbereich) von rd. 85qm einen Fahrradservice an. Hier können kleinere Reparaturen (Gangschaltung einstellen, Schlauch flicken, Bremsen einstellen etc.) durchgeführt werden. Ebenso kann das Fahrrad gewaschen und geputzt werden. Wenn der Fahrgast dann nachmittags nach Hause kommt, ist sein Rad sauber und in Ordnung. In diesem Arbeitsbereich sollen ebenfalls Menschen mit Beeinträchtigungen arbeiten. Ein Personalraum mit Toiletten steht zur Verfügung. Zusammen mit einem kleinen Fahrradverleih und dem Servicebereich für Fahrräder wird das Angebot für Reisende komplettiert.

Vor dem Zugang zur Gewerbeeinheit befinden sich Parkplätze für Mieter, Abfallplatz und weitere unbewachte Fahrradabstellmöglichkeiten. Der Betrieb des Dienstleistungsbereiches im Bahnhof soll montags bis freitags von 6 – 18 Uhr und am samstags von 6- 12 Uhr erfolgen.

Die Baumaßnahme könnte im Sommer 2018 beginnen. Sie steht in Verbindung mit zwei weiteren Maßnahmen, die den Bahnhofsbereich betreffen. Ab 2019 sollen von der Bahn endlich die fehlenden Fahrstühle für die Erreichbarkeit der Gleise eingebaut werden. Die Stadt Wolmirstedt will zusammen mit der Bahn eine Unterführung ausgehend von der Glindeberger Straße realisieren, damit die Erreichbarkeit des Bahnhofes von der Glindenberger Seite gegeben ist. Beide Maßnahmen fallen in etwa in den gleichen Zeitraum, wie der Umbau des Bahnhofgebäudes selbst. Die Bauarbeiten im und am Gebäude sind allerdings von den anderen Maßnahmen nur im geringen Maße betroffen (Technikraum).

Um nicht gleichzeitig an verschiedenen Stellen Baumaßnahmen durchzuführen, ist ein frühestmöglicher Beginn des Umbaus am Gebäude sinnvoll.